Kamp-Lintfort
Zeche Friedrich Heinrich
Wer von Kamp-Lintfort Richtung Norden fährt, dem bietet sich ein überraschendes Bild. Ein 75m hoher Quader mit seitlich auskragenden Bauflügeln im unteren Bereich erhebt sich mitten in der flachen Landschaft des Niederrheins: der Förderturm über Schacht 1 des Bergwerks Rossenray. Der unvollendete Förderturm trägt auch den Spitznamen "Kreuz des Niederrheins". Die seitlichen Flügel sind die Ansätze für einen nie gebauten Wagenumlauf. Klein und bescheiden nimmt sich dagegen das Fördergerüst über Schacht 2 aus, das erst vor Ort sichtbar wird.
Rossenray ist ein junges Bergwerk, aber seine Vorgeschichte ist lang. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg begannen die Abteufarbeiten für eine Doppelschachtanlage, mussten aber in den 1920er Jahren wieder eingestellt werden. In den 1930er Jahren sicherte sich die Firma Krupp die Felder Rossenray und Rheinberg, um Ersatz für erschöpften Lagerstätten im zentralen Ruhrgebiet zu schaffen. Mitten im Zweiten Weltkrieg nahm die 1942 gegründete Gewerkschaft Rossenray, vorwiegend im Besitz der Firma Krupp, die Arbeiten wieder auf. Die Nachkriegssituation führte aber nochmals zu einer Unterbrechung. Erst der dritte Anlauf nach 1955 führte zum Erfolg, 1962 war die Schachtanlage als Großförderanlage so weit, dass mit der Förderung begonnen werden konnte. Die weitere Geschichte von Rossenray ist charakteristisch für den modernen Bergbau unserer Zeit. Denn als selbständige Schachtanlage bestand Rossenray nur wenige Jahre, dann wurde es Bestandteil zeitgemäßer Verbundbergwerke. Unter der RAG wurde Rossenray als erstes mit der Schachtanlage Pattberg zusammengebracht, in den 1990er Jahren erfolgte der Verbund mit dem Schacht Rheinberg der Zeche Walsum und heute ist Rossenray Teil des Verbundbergwerkes West, das zum 31.12.2012 stillgelegt wurde. Der Schacht Rossenray 2 bleibt auch nach der Stilllegung für eine Wasserhaltung von Bedeutung.
Mit seinem Projekt "Yellow Marker" definiert der Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball die 80 km voneinander liegenden Fördertürme von Rossenray und Königsborn in Bönen topographisch als Leuchttürme, als West- und Ostpol der Route der Landmarkenkunst mit jeweils zwei gelb leuchtenden vertikal und seitlich an Vorder- und Rückseite montierten Lichtrohren. Imaginäre Höhen- und Horizontalachsen bilden die Denkfigur der beiden Leuchtpole.
Quelle: Route der Industriekultur
Daten:
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1993 - 2001 | Friedrich Heinrich/Rheinland |
2002 - 2012 | Bergwerk West |
Stadt/Stadtteil: | Kamp-Lintfort |
Teufbeginn: | 1907 |
Förderbeginn: | 1912 |
Betriebsende: | 2012 |
max. Tiefe: | 1.230 m |
max. Belegschaft: | 8.588 (1957) |
max. Förderung: | 2,59 Mio. Tonnen (1986) 4,17 Mio. Tonnen (1993) Friedrich Heinrich/Rheinland |
heutige Nutzung: | Denkmalsicherung, geplant: Hochschuleinrichtungen, Gewerbe |
Positiv: |
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- | erhaltenes Ensemble historischer Bauten |
- | Aufnahme in die Denkmalliste |
- | Alt-Siedlung Friedrich Heinrich |
Negativ: |
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- | keine Informationen zur Zeche und zu ihrer Geschichte |
Quelle: "Auf Zeche" von W. Berke, M. Farrenkopf, W. Grubert & S. Przigoda