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Zeche König Ludwig 1/2/6
Alte Grenstraße 153
45663 Recklinghausen



Geodaten

51°35'00.1"N 7°14'15.3"E


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Recklinghausen

 


Zeche König Ludwig 1/2/6

Die Schachtanlage wurde nach dem bayrischen König Ludwig II. benannt. Dabei folgten die Anteilseigner der damals üblichen Huldigung von Adligen und Ludwig II. von Bayern war gerade "dran". Bedingt durch immer neue Wassereinbrüche dauerte das Abteufen des ersten Schacht 13 Jahre. Bis 1910 ereigneten sich wiederholt Schlagwetterexplosionen (1886 acht, 1891 elf, 1893 zehn, 1901 zehn und 1910 drei Tote).
Die Zeche ist eng mit den Ruhrfestspielen verbunden. Im Winter 1946/47 drohten die Hamburger Schauspieler arbeitslos zu werden, da das Theater wegen Kohlemangel nicht bespielbar war. Die Bitte um Kohlespenden wurde von den Bergleuten der Zeche gehört und sie verschoben Kohle nach Hamburg (nicht ganz ungefährlich durch das herrschende Besatzungsrecht). Als Dank gaben die Theaterleute 1947 acht Vorstellungen in Recklinghausen. Es entwickelte sich ein weiterer Kontakt mit Gastaufführungen; 1964 wurde das Festspielhaus eingeweiht. Seitdem beginnen die Festspiele jedes Jahr am 1. Mai und haben mittlerweile internationale Bedeutung erlangt.

Nach anfänglichen Streitereien um die Lage des Schachtes 1 mit der Stadt Recklinghausen und der damals noch selbständigen Gemeinde Suderwich begann das Abteufen. Immer wieder durch Wassereinbrüche verzögert konnte erst 1886 die regelmäßige Förderung aufgenommen werden. Aber erst nachdem der Schacht 3 in Betrieb ging begann die wirtschaftliche Blüte der Zeche. Als sich eine Erschöpfung der Vorräte andeutete konnte mit der Anpachtung des Grullbadschachts der Zeche Recklinghausen 1940 ein Ausgleich mit den dort erschlossenen Vorräten erreicht werden. 1958 wurde die Anlage an die neue Zentralförderung im Schacht 5 angeschlossen und wurde danach nur noch für Seilfahrt und Materialförderung genutzt. Die Kokerei war lange Zeit ein sehr profitabler Betrieb. Nach 1957 lief die Teerdestillation noch bis 1976 weiter. Noch steht die Ruine, auf deren Dach zu beobachten ist, dass Birken und eine Konifere auch an solch einem extremen Standort überleben können. Daneben rostet ein Tank vor sich hin.
Nach der Stilllegung blieb die Berufsschule noch weiter auf dem Gelände und damit war eine Ausweisung als Gewerbegebiet nicht sofort möglich. Später kam eine vernünftige Planung nicht mehr in Gang, so daß heute viele Restgebäude bestehen und die Nutzung etwas zufällig ist, die Orientierung fällt schwer. Allein drei Zufahrten existieren, wovon zwei nur Stichstraßen sind. Die Schächte 1 und 2 haben Protegohauben, Schacht 6 - ebenfalls mit Protegohaube - ist nicht frei zugänglich. Ein Blockheizkraftwerk nutzt das anfallende Methan.

Der Schacht 3 diente nur zur Material- und Seilfahrt. Auf dem Gelände liegt heute eine Wohnsiedlung, der Schacht selbst am Rande eines Parkplatzes hinter einem ehemaligen Supermarkt ist eingezäunt. Auch er hat eine Protegohaube.

Die Anlage 4/5 wurde von Anfang an nach den neuesten Erkentnissen geplant und gebaut und war später auch der zentrale Förderstandort. Obwohl mit dem Einsetzen der Kohlekrise 1958 immer weiter rationalisiert und automatisiert wurde, konnte der Betrieb nicht mehr rentabel weiter geführt werden und 1965 kam das endgültige Aus. Nach der Stilllegung wurde die Kokerei noch weiter betrieben und erst 1978 geschlossen. Die Anlage verarbeitete die Kohlen der Gesellschaft Ewald, zu der die Zeche König Ludwig gehörte. Da die Zeche schon gut geplant hatte, gelang die Umwidmung in ein Gewerbegebiet, das sich heute als freundlich und übersichtlich erweist. Die Sozialgebäude im Eingangsbereich sind erhalten und auch ein großer Teil der ehemaligen Zechenmauern ist saniert und erhalten (übrigens wesentlich ästhetischer als viele moderne Gegenstücke). Ein Betrieb sei hier besonders erwähnt. Die Firma Ökotech betreibt hier ein Biomassekraftwerk am Standort der ehemaligen Zechenkraftwerks als Referenzanlage und vermarktet diese Technik von hier aus. Das ist gewissenmaßen "Strukturwandel zum Anfassen".
Die beiden Schächte sind mit Protegohauben ausgestattet und zugänglich. Im östlichen Teil wurde das Gelände modelliert und dient als Naherholungsbereich mit einem Aussichtspunkt auf der Spitze einer Erdpyramide.

Obwohl kurz nach der Inbetriebnahme der Anlage 7/8 die Weltwirtschaftkrise begann konnte sie wie auch die beiden anderen Anlagen erfolgreich weiter arbeiten, ermöglicht durch interne Umstrukturierungen. Der geplante Ausbau konnte i.w. ausgeführt werden. Nach der Stilllegung bestand ab 1964 auf dem Gelände eine Außenstelle der Fachhochschule Bochum. Der Lehrbetrieb lief bis zum Bezug des Neubaus in Bochum zum Wintersemester 1979.
Heute sind verschiedene Firmen im neu antstandenen Gewerbegebiet ansässig, die Werkstätten und Lagergebäude weiter nutzen. Schacht 7 liegt mit einer Tafel markiert in einem Waldstreifen. Schacht 8 ist mit einer Halle überbaut mit der seitlich bis über den Dachfirst hochgezogenen Protegohaube. In der ehemaligen Berufsschule ist ein Bienenzüchtertreff eingezogen. Von der ursprünglichen Nutzung ist nichts mehr erkennbar, da keine typischen Gebäude erhalten sind und die Übergänge zu den neu entstandenen Gewerbebetrieben fließend sind. Auch die kleine mit Wald bewachsene Halde ist unauffällig.

Am ehemaligen Grullbadschacht betreibt die DSK heute ein Maschinenausbildungszentrum. Auf die ursprüngliche Nutzung deutet nur die etwa 10 m hoch gezogene Protegohaube über dem Schacht, die zusätzlich noch ein Gerüst hat, das über eine Leiter zugänglich ist und zusätzlich durch Seile gesichert ist. Es existiert ein Rohrstutzen für eine mögliche Nachverfüllung. Der Schacht wurde 1940 von der Nachbarzeche Recklinghausen angepachtet.

Quelle: www.ruhrzechenaus.de



Daten:

Stadt/Stadtteil: Recklinghausen-Suderwich
Teufbeginn: 1872
Förderbeginn: 1885
Betriebsende: 1965
max. Tiefe: 1.000 m (Schacht 5)
max. Belegschaft: 7.788 (1950)
max. Förderung: 2,71 Mio. Tonnen (1937)
heutige Nutzung: Gewerbebetriebe, Disco, Spielstätte Ruhrfestspiele

 

Positiv:

- KLT-Fahrradtrasse zum Rhein-Herne-Kanal
- vielfältige Nachnutzung, kulturelles Angebot
 
Negativ:

- wenig erfahrbare Zechengeschichte


Quelle: "Auf Zeche" von W. Berke, M. Farrenkopf, W. Grubert & S. Przigoda