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recklinghausen

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Kontakt & Infos

Zeche Gen. Blumenthal 1/2/6
Herner Straße
45659 Recklinghausen

Zeche Gen. Blumenthal 3/4
Campus Vest 3
45665 Recklinghausen

Zeche Gen. Blumenthal 5
Zum Wetterschacht 48
45659 Recklinghausen

Zeche Gen. Blumenthal 7
Westcharweg
45659 Recklinghausen



Geodaten

Blumenthal 1/2/6
51°36'00.2"N 7°12'13.8"E

Blumenthal 7
51°37'29.1"N 7°10'07.4"E


Wikipedia


 

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Recklinghausen

 


Zeche General Blumenthal

Die Schachtanlage wurde nach dem Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal benannt. Sie baute auch direkt unter der Innenstadt Kohle ab. Wie bei den Nachbarzechen traten auch hier Probleme mit Wassereinbrüchen und Methan auf. 1880 stand der Betrieb sechs Monate nach einem Wassereinbruch still, 1882 nach einem Pumpengestängebruch für einen Monat. In den Anfangsjahren kam es zu Schlagwetterexplosionen (1883 - sechs Tote, 1884 - 19 Tote, 1893 - 20 Tote, 1896 - 26 Tote). Bei einem Seifahrtunglück starben 1898 17 Bergleute. Die Sicherheitslage verbesserte sich mit der Übernahme durch die Bergwerksgesellschaft Hibernia AG. Sie gehörte dem preußischen Staat, der stärker auf die von ihm erlassenen Vorschriften achtete. Zum Teil wurden seine Anlagen als Polizeizechen bezeichnet. Danach kam es noch beim Abteufen von Schacht 5 1904 zum Absturz der Schachtbühne mit acht Toten, einer Kohlenstaubexplosion am Leseband mit 12 Toten 1933, einer Schlagwetterexplosion 1937 mit 15 Toten und 1942 einem Grubenbrand mit sechs Toten. 1966 verfuhr das letzte Grubenpferd im Ruhrgebiet seine letzte Schicht und ging danach in "Rente" auf einen Bauernhof.
Das Grubenfeld hatte mit den nördlichen Reservefeldern eine sehr große Ausdehnung (rd. 55 km2), wodurch der Untertagebetrieb immer weiter nach Norden wanderte. Allerdings wurde dort keine eigenständige Förderanlage gebaut, da die Haard als größte zusammenhängende Waldfläche im Ruhrgebiet für die Naherholung Vorrang besaß und als Regenwasserspeicher das Halterner Wasserwerk versorgt. Nach dem Verbund mit der Nachbaranlage Haard war Blumenthal 1992 die größte Zeche an der Ruhr (Grubenfeld jetzt 194 km2). Danach wuchsen die Probleme durch Bergschäden in der Innenstadt Recklinghausens, die Akzeptanz für den Kohleabbau sank in der Bevölkerung. Da unter dem weiter nördlich liegenden Halterner Stausee, der die Trinkwasserversorgung des nördlichen Reviers sichert, Kohleabbau nicht möglich ist kam das Ende im Jahr 2000.
Die Zechenbauten blieben relativ unauffällig, da die Kokereien schon früh stillgelegt wurden und markante Bauten wie Kohlewäsche und Kraftwerk nach 1965 nicht mehr nötig waren, seitdem die Kohle unter Tage nach Wanne-Eickel zum Schacht Shamrock 11 tranportiert wurde. Die nötigen Neubauten waren teurer als diese Lösung, da auf Shamrock die ab 1958 erfolgte Modernisierung die Stilllegung dort nicht verhindern konnte. Beide Zechen gehörten zur Hibernia AG - die hochmoderne Anlage in Herne konnte weiter genutzt werden.

Die Schachtanlage 1/2/6 war von Beginn bis zur Stilllegung der zentrale Standort des Betriebs. Hier befanden sich bis zur Anbindung an den Schacht Shamrock 11 in Herne die Anlagen für die Aufbereitung und den Absatz der Kohle. Unter Tage kam hier die aus den weit entfernten Abbaubetrieben geförderte Kohle zusammen. Am Schacht 6 lag der Startpunkt der Zugstrecke nach Herne. Zur Zeit wird das Gelände für eine Gewerbeansiedlung aufbereitet. Einige Betriebe sind bereits vorhanden. Die kommunalen Servicebetriebe der Stadt Recklinghausen haben hier ihren Sitz, zu dem auch ein Recyclinghof gehört. In einer Grünfläche neben der Zufahrt liegt der mit einer Protegohaube versehene Schacht 6. Die Schachtscheibe ist mit Schotter abgedeckt und am Rand sitzt ein Rohrstutzen für evtl. notwendige Nachverfüllungen. Auch über dem Schacht 2 steht eine Protegohaube. Ein Rohr mit Infotafel markiert den Schacht 1. Nur einige Betriebsgebäude sind erhalten. Der ehemalige Pferdestall am Zecheneingang befindet sich in schlechtem Zustand. Er war das auffälligste Gebäude.
Unter Tage wurde die Kohle aus den nördlichen Abbaubetrieben zum Schacht 8 transportiert und von dort zur Anlage 1/2/6. Ab 1967 bestand eine für das Ruhrgebiet einmalige Situation. Über einen vollautomatischen Zugbetrieb wurde die Kohle vom Schacht 6 über 17 km zum Förderschacht in Wanne-Eickel transportiert. Davor war die Kohle schon ca. 15 km unterwegs. Am Schacht 8 endeten Züge aus den Baufeldern Haltern und Haard. Transportbänder bildeten die Verbindung der beiden Schienensysteme. Damit kamen Transportwege von über 30 km Länge zustande. In der links stehenden Karte sind die Hauptstrecken durchgezogen dargestellt, der Zugbetrieb gestrichelt.

Die direkt am Hbf Recklinghausen gelegene Anlage 3/4 wurde nicht komplett ausgebaut, da die nahe Innenstadt den Kohleabbau behinderte und nur mit Vollversatz erlaubt war. Dadurch werden Senkungen nicht verhindert. Sie verringern sich um etwa 20% und laufen gleichmäßiger ab. Trotzdem wurde eine aufwändige Sanierung des Recklinghäuser Rathauses nötig. Die Anlage diente längere Zeit nur dem Materialtransport und der Bewetterung. Nach der Stilllegung entstand hier ein großer Schulkomplex als zentraler Punkt für die berufliche Bildung im Kreis Recklinghausen ("Campus Blumenthal") und gleichzeitig eine Abteilung der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen mit den Fachbereichen Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsingenieurwesen und Physikalische Technik/Molekulare Biologie.
Planungsprobleme und Pleiten ausführender Betriebe sorgten für jahrelange Verzögerungen und immens steigende Baukosten. Der Schacht 3 liegt auf einem Innenhof und ist am Schachtdeckel zu erkennen. Am Schacht 4 wird das anfallende Methan in einem Blockheizkraftwerk verwertet. Die nördlich angrenzende Fläche wird gewerblich genutzt unter Einbeziehung einiger ehemaliger Zechengebäude. An der Zufahrt zum Campus ist ein Teil eines Förderüsts als Denkmal aufgestellt. Erkennbar ist der Bezug zum Bergbau aber nur, wenn man mit der Konstruktion des im Ruhrgebiet am meisten verwendeten deutschen Strebengerüsts in Fachwerkbauweise vertraut ist.

Der Schacht 5 war zunächst nur zur Bewetterung vorgesehen. Er wurde später für einige Zeit zur eigenständigen Förderunganlage, deren Kohle in einer kleinen Kokerei verarbeitet wurde. Wirtschaftlich war dies sicher nicht. Wahrscheinlich sollten Förderung und Koksproduktion die Beteiligungzahlen beim Kohlesyndikat erhöhen. Heute sind noch die Gebäude am Zecheneingang mit der Waschkaue erhalten, jedoch nicht genutzt. Sie wirken wie eine Miniaturausgabe einer Großzeche. 1928 endete der Förderbetrieb. Bis 1949 diente der Schacht zur Bewetterung und blieb danach weiter offen. Er wurde 1960 aufgegeben und 1964 verfüllt. Auf dem Gelände hat eine Baufirma ihren Lagerplatz. Über dem eingezäunten Schacht (nicht frei zugänglich) steht eine Protegohaube.

Die Anlage 7 wurde nötig, nachdem sich der Kohleabbau weiter nordwestlich ausdehnte. Unter Tage wurden die Anfahrtswege zu lang. Also entstand die Seilfahrtanlage am nördlichen Stadtrand. Sie ist heute noch fast so erhalten wie zu Betriebszeiten. Die nicht zum Schachtbereich gehörende Fläche wird gewerblich genutzt. Da das Umfeld landwirtschaftlich geprägt ist hat sich auch das Erscheinungsbild einer kleinen Nebenanlage bis heute bewahrt. Das ungewöhnliche kleine Turmfördergerüst macht die Anlage unverwechselbar. Wahrscheinlich bedingte Materialknappheit die Ausstattung der Anlage, die im 2. Weltkrieg in Betrieb ging. Ein fast baugleiches Gerüst gab es auf der Nachkriegszeche Eugen Eickmann in Hattingen.

Wie der Schacht 7 erschloß der Schacht 8 die weit nach Norden vorgerückten Abbaubetriebe und diente vorwiegend der Bewetterung. Nur noch die Protegohaube zeugt von der ehemaligen Anlage, die wegen ihrer Lage zusammen mit der daneben liegenden kleinen Halde renaturiert wurde.

Der Standort Haltern 1/2 lag am Rand des Naturschutzgebiets Haard. Angelegt für Material- und Seilfahrt benötigte er mehr Fläche, als innerhalb der Haard toleriert worden wäre. Diese wurde nach dem Auslaufen des Betriebs komplett abgeräumt und renaturiert.

Quelle: www.ruhrzechenaus.de



Daten:

Stadt/Stadtteil: Recklinghausen
Teufbeginn: 1873
Förderbeginn: 1878
Betriebsende: 2001
max. Tiefe: 1.282 m
max. Belegschaft: 4.493 (1955)
max. Förderung: 12,61 Mio. Tonnen (1982)
Besonderes: 1992 Verbundbergwerk Blumenthal/Haard, 2001 Verbundbergwerk Auguste Victoria/Blumenthal
heutige Nutzung: 1/2/6: Wertstoffhof, Industriebrache, kleine Gewerbebetrieb; 3/4: Berufskolleg, Grubengaskraftwerk; 5: Gewerbe; 7: Denkmal, Grubengas

 

Positiv:

- Nachfolgebenutzung Bildung (3/4)
- Industriedenkmal (7)
 
Negativ:

- kein erkennbares Nutzungskonzept (1/2/6)
- kläglicher Zustand (5)


Quelle: "Auf Zeche" von W. Berke, M. Farrenkopf, W. Grubert & S. Przigoda