Duisburg
Zeche Rheinpreußen
Die Zeche Rheinpreußen ist die erste bergbauliche Gründung auf der linken Rheinseite. Bereits 1851 hatte Franz Haniel auf seinem Gut bei Homberg erfolgreich nach Kohle gebohrt und in den folgenden Jahren die Zeche gegründet, aber erst 1875 - Haniel erlebte es nicht mehr - konnte mit der Förderung begonnen werden. Wie auch seine beiden anderen Gründungen, Zeche Zollverein und Oberhausen, wurde Rheinpreußen als Malakowanlage mit zwei Schächten errichtet. Aber bei seiner linksrheinischen Unternehmung verfolgte Haniel ein anderes Ziel: Diesmal ging es ihm nicht um die Versorgung der Eisen- und Hüttenindustrie mit Koks, sondern allein um den Verkauf der Kohle. Rheinpreußen galt damit im Jargon des Ruhrgebiets als "reine" Zeche. Erst weit im 20. Jahrhundert spielten Energieerzeugung, Kraftstoffgewinnung und weitere Zweige der chemischen Industrie eine Rolle.
Aber bevor die günstige Lage in Rheinnähe zum Vorteil werden konnte, erwies sie sich zunächst als Hindernis. Vier Jahre war man mit dem Abteufen von Schacht 1 beschäftigt, als 1861 ein gewaltiger Schwimmsandeinbruch die Früchte der Arbeit größtenteils vernichtete. Trotzdem begannen kurz darauf, 1867, die Arbeiten für Schacht 2, der noch vor Fertigstellung des ersten in Förderung ging. Erst 1884 folgte Schacht 1. Entstanden war eine imposante Doppelturm-Malakowanlage, die ein gemauertes Viadukt mit dem Umschlagplatz am Rhein verband. Nach der Jahrhundertwende wurde Rheinpreußen weiter ausgebaut und erhielt in den folgenden Jahrzehnten mehrere Außenschachtanlagen, um das große Feld zu erschließen. Zahlreiche neue Bohrverfahren und Techniken wurden auf Rheinpreußen entwickelt und machten Bergbaugeschichte.
Dem Gründungsschacht folgte in nächster Nachbarschaft der Schacht 3. Die Schächte 4/5 und 6/7 entstanden im Norden der Konzession und wurden seit 1927 als eigenständiges Bergwerk unter dem Namen Pattbergschächte betrieben. Zur weiteren Geschichte des Bergwerks gehört der Bau des Zentralförderschachtes 9 in der Nachbarschaft zum Schacht 5 in den Jahren 1958-62.
Die Gründungsschachtanlage war bereits 1925 stillgelegt worden. 2006 fanden auf dem Gelände der Schachtanlage Rheinpreußen 1/2 umfangreiche Abbrucharbeiten statt. Erhalten blieben der Malakowturm Schacht 1, Werkstatt und Verwaltungsgebäude. Der Malakowturm erhebt sich über fast quadratischem Grundriss fünf Geschosse hoch und schließt mit einem Zeltdach ab. Lisenen, Rundbogen- und Kreisfenster gliedern die Fassaden des Backsteingebäudes, das sich an der klassizistischen Bautradition orientiert. Die am Turm angegebene Jahreszahl 1879 nennt die Entstehungszeit.
Quelle: Route der Industriekultur
Daten: |
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Stadt/Stadtteil: | Duisburg-Homberg |
Teufbeginn: | 1857 (Schacht 1) 1867 (Schacht 2) |
Förderbeginn: | 1876 (Schacht 2) 1884 (Schacht 1) |
Betriebsende: | 1912 (Förderstillstand) 1925 (Stilllegung) |
max. Tiefe: | 603 m |
max. Belegschaft: | 9.067 (1910 Schächte 1 bis 4 gesamt) |
max. Förderung: | 2,54 Mio. Tonnen (1910 Schächte 1 bis 4 gesamt) |
heutige Nutzung: | Brachgelände, Denkmalsicherung, Gewerbe |
Positiv: |
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- | Sanierung des Malakowturms begonnen |
Negativ: |
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- | Sanierung des Malakowturms noch nicht beendet |
Quelle: "Auf Zeche" von W. Berke, M. Farrenkopf, W. Grubert & S. Przigoda