Bochum
Vereinigte Gibraltar Erbstollen
Das Freizeitzentrum am Kemnader Stausee lässt kaum erahnen, dass es sich bei dem ehemaligen Gebäude der Zeche Gibraltar Erbstollen um einen der bedeutendsten Erinnerungsorte des nationalsozialistischen Terrors nach der „Machtergreifung“ in Bochum handelt. Anfang der 1930er Jahre war die 1925 stillgelegte Zeche vom rechtsextremen „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ zum zentralen Heim im Gau Bochum ausgebaut worden. Im Frühjahr 1933 übernahm eine Bochumer SA-Gruppe den Komplex, um dort im Juni eine „SA-Führerschule“ zur „weltanschaulichen Schulung und der Sicherung der nationalsozialistischen Revolution“ einzurichten. In dieser Zeit diente die Zeche Gibraltar als Konzentrationslager für Regimegegner. Vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter wurden zur Erzwingung von Geständnissen und zur Abschreckung oft grausam gefoltert. Wahrscheinlich endete die Funktion der Zeche als „wildes KZ“ erst Anfang 1934, als die ersten neu eingerichteten Konzentrationslager in Norddeutschland fertiggestellt wurden.
Nach einer kurzen Betriebsphase in den 1780er Jahren wurde der Gibraltar Erbstollen ab 1830 auf einer Länge von rund 2.000 m aufgefahren. Da keine ergiebigen Kohlenvorkommen erschlossen werden konnten, förderte die Anlage im Verlauf des 19. Jahrhunderts jedoch nur zeitweise. Schon 1883 folgte die Stilllegung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde zunächst der Stollen erneut in Betrieb gesetzt und bis 1922 ein Förderschacht sowie die heute noch vorhandenen Gebäude angelegt. Erneut erwies sich der Standort jedoch als unrentabel, und schon 1925 endete der Abbau auf der Zeche Vereinigte Gibraltar Erbstollen endgültig.
Nach der Fertigstellung des Kemnader Stausees 1979 wurden die Zechengebäude saniert und seither von der Ruhr-Universität Bochum als Bootshaus sowie als Gastronomie und Freizeitzentrum genutzt.
Quelle: Route der Industriekultur
Daten:
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bis 1865: | Gibraltar Erbstolln |
Stadt/Stadtteil: | Bochum-Stiepel |
Teufbeginn: | 1921 (Tiefbau, davor Stollenbau) |
Betriebsende: | 1925 |
max. Tiefe: | 234 m |
max. Belegschaft: | 548 (19220) |
max. Förderung: | 0,12 Mio. Tonnen (1922) |
heutige Nutzung: | Bootshaus, Gastronomie, Denkmal |
Positiv: |
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- | Lage unmittelbar am Kemnader Stausee |
- | gute Anbindung an Freizeitwege |
- | vielfältige Nachfolgenutzung |
Negativ: |
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- | Parkplätze weit entfernt |
Quelle: "Auf Zeche" von W. Berke, M. Farrenkopf, W. Grubert & S. Przigoda