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Kontakt & Infos

LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall

Nachtigallstraße 35
58452 Witten

www.lwl-industriemuseum.de

Öffnungszeiten

Di-So sowie feiertags 10-18 Uhr, letzter Einlass 17.30 Uhr

Führungen für Einzelbesucher durch den Nachtigallstollen:
April bis Oktober: Di-Fr 10.30 Uhr, 12.30 Uhr, 14.30 Uhr und 16.30 Uhr
Sa, So stündlich 10.30-16.30 Uhr
November bis März: täglich außer montags 10.30 Uhr, 12.30 Uhr, 14.30 Uhr und 16.30 Uhr

Regelmäßig werden samstags auch die Hauerschicht und die Große Berkwerkstour für jeweils bis zu zwölf Teilnehmer ab zehn Jahren als offene Führungen für Einzelbesucher angeboten.

Sonntags um 14.30 Uhr finden offene Themenführungen zu Bergbau, Geologie, Kleinzechen und Kohlenschifffahrt sowie die Vorführung der historischen Fördermaschine statt.



Geodaten

51°25'44.8"N 7°18'45.2"E


Wikipedia


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Zeche Nachtigall

Die Pionierzeit des Bergbaus wird auf der Zeche Nachtigall im Wittener Ruhrtal lebendig. Ausgerüstet mit Helm und Grubenlampe gelangt man im Besucherbergwerk durch niedrige Gänge zu einem echten Steinkohlenflöz. In der Ausstellung rund um den Schacht »Hercules« von 1832 – einen der ersten Tiefbauschächte des Reviers – lernen Gäste die Technik und schweren Arbeitsbedingungen der Bergleute im 19. Jahrhundert kennen. Im Maschinenhaus dreht sich eine historische Dampfmaschine, und draußen auf dem Gelände hat ein Kohlenschiff festgemacht. Zwischen der Zeche Nachtigall und dem nahe gelegenen »Gruben- und Feldbahnmuseum« verkehren an den Wochenenden im Sommerhalbjahr regelmäßig Bahnen. Wanderer können auf dem »Bergbaurundweg Muttental« die Geschichte des schwarzen Goldes erkunden. Zu besichtigen ist u. a. das »Bethaus der Bergleute «, wo Besucher nach alter Tradition schmieden oder bei geführten Touren die traditionelle »Knappenschlagung« miterleben können. Der Biergarten lädt zu Snacks und Getränken ein. Im Zechenhaus Herberholz unterhält der Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V. ein kleines Museum mit Exponaten aus dem alten und neueren Bergbau.

Schon seit Jahrhunderten graben die Bauern in diesem Gebiet nach Kohlen für ihren Eigenbedarf. 1714 erwirbt der Adelige von Elverfeldt für die Zeche Nachtigall das Recht, Steinkohle abzubauen. Die Kohle wird in Kleinbetrieben mit drei bis sechs Mann abgebaut. Die Bergleute halten zur Selbstversorgung oft Ziegen und Schweine und bauen Gemüse, Kartoffeln und auch Obst an. Insbesondere Pflaumen werden zu Dörrobst getrocknet, was den Arbeitern oftmals den Namen "Prumenkötter" einbringt.
Schon seit Jahrhunderten graben die Bauern in diesem Gebiet nach Kohlen für ihren Eigenbedarf. 1714 erwirbt der Adelige von Elverfeldt für die Zeche Nachtigall das Recht, Steinkohle abzubauen. Die Kohle wird in Kleinbetrieben mit drei bis sechs Mann abgebaut. Die Bergleute halten zur Selbstversorgung oft Ziegen und Schweine und bauen Gemüse, Kartoffeln und auch Obst an. Insbesondere Pflaumen werden zu Dörrobst getrocknet, was den Arbeitern oftmals den Namen "Prumenkötter" einbringt.

Die Kohlengrabungen beschränken sich lange Zeit auf das Graben von Löchern, den sog. Pingen. Jedoch haben Flurschäden durch den Pingenbau die Landwirtschaft zum Teil erheblich beeinträchtigt. Mitte des 18.Jahrhunderts kommt es dann zu den ersten Stollenbauten. In die Stollen eindringendes Wasser wird durch Erbstollen zur Ruhr abgeführt. Neben der Wasserführung leisten solche Stollen auch die Ableitung der Grubengase, die Frischluftzufuhr und teilweise auch den Kohlentransport.

Lange Zeit werden Haspelanlagen zur Förderung der Kohle benutzt. Den Antrieb leisten zunächst Mensch und Pferd. 1829 wird eine 6 km lange Schienenbahn zum Kohlentransport mit Pferdeantrieb gebaut. Sie führt südwärts zur Kohlenniederlage der Straße nach Wuppertal und in das Bergische Land sowie das Siegerland zur Versorgung der Eisenhütten. Nach Norden führt die Muttentalbahn zur Kohlenniederlage an der Ruhr. Schon 1780 ist die Ruhr durchgängig von Herdecke bis zum Rhein schiffbar - für den Kohlentransport, der vorher auch über längere Distanzen mit Schubkarren und Pferden erfolgt ist, eine große Erleichterung.

Bald lösen Dampfmaschinen das Wasserhaltungsproblem. Sie machen den Abbau von Kohle auch unterhalb des Wasserspiegels der Ruhr möglich. 1832 wird der erste Tiefbauschacht der Zeche Nachtigall abgeteuft. Um die dafür erforderlichen immensen Kapitalmengen aufbringen zu können, schließen sich mehrere Kleinzechen in der Umgebung von Nachtigall zusammen und gründen eine Betriebsgesellschaft, eine sog. "Gewerke". 1844 ist die Zeche Nachtigall bereits die größte Zeche im Ruhrgebiet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiten hier etwa 300 bis 500 Menschen in Tiefen bis zu 450 Metern.

Eine Brücke über die Ruhr, die Nachtigallbrücke, stellt eine Verbindung von der Zeche Nachtigall zur Bahnstation Witten-West her. Der Anschluß liegt an der Bergisch-Märkischen-Eisenbahn, die 1848 eröffnet wird. Der Kohlentransport wird weiter erleichtert, als ab 1874 eine Bahntrasse durch das Ruhrtal läuft. Ein eigener Güterbahnhof sorgt bald für einen reibungslosen Transport von und nach Nachtigall.

1890 arbeiten etwa 880 Bergleute auf der Zeche Nachtigall. Um den Kohlenpreis stabil zu halten und Überproduktion zu vermeiden, wird die Fördermenge für die einzelnen Zechen im Ruhrgebiet quotiert. Die größeren Zechen nördlich der Ruhr kaufen die nahezu unrentablen Zechen im Muttental auf, um insgesamt größere Mengen fördern zu dürfen. Darüber hinaus ist die Kohle im Wittener Gebiet im Gegensatz zur Fettkohle der nördlicheren Gebiete nicht zur Verkokung geeignet. In einigen Flözen ist der Vorrat zudem erschöpft. All dies bedeutet dann schon 1892 das Aus für die Kohlenförderung auf Nachtigall. Die Kumpel kommen zum großen Teil in den Zechen der nördlichen Bergbauregion oder in anderen Industriebetrieben unter.

Der Einstellung des Zechenbetriebes und der Wasserhaltung auf Nachtigall folgt das Absaufen der Tiefbauzeche. Einige Gruben und Stollen bleiben hingegen wasserfrei, was später noch von Bedeutung sein wird. Über dem Schacht der Zeche läßt der Unternehmer Dünkelberg Ringöfen für eine Dampfziegelei bauen. Als Nachfolgenutzung für den Zechenbetrieb beginnt 1897 die Ziegelproduktion auf Nachtigall. Die von Dünkelberg selbst konstruierte Ziegelpresse wird ein Exportschlager - bis nach China findet sie Absatz.

Im Zuge des Ersten Weltkrieges werden Kohlereste aus einigen Gruben und Stollen im Muttental abgebaut. Die Wiederaufnahme des Kohlenabbaus dauert aber nicht lange. Schon in den 1920er Jahren wird die Arbeit aufgrund der Weltwirtschaftskrise wieder eingestellt. Als letzte Tiefbauzeche im Gebiet Witten wird 1928 die Zeche Herrmann stillgelegt. Im sog. Nachlesebergbau von 1934 bis 1955 werden zunächst, bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, wiederum Reste der Kohlenvorkommen in den Nachtigallstollen abgebaut. Wirtschaftliche Rentabilität spielte keine Rolle. In den Zeiten großer wirtschaftlicher Not bedeutete jedes Stück Kohle ein wenig Wärme. Durch die Stabilisierung der deutschen Wirtschaft im Wirtschaftswunder erloscht der Abbau im eigentlichen Muttental, nur die benachbarte Kleinzeche "Egbert" fördert noch bis 1973.

Die Ziegelei auf dem Gelände der Zeche Nachtigall schließt im Jahre 1963. Kleinere Betriebe, wie z.B. ein Autoverwertungsbetrieb und eine Kranzbinderei, halten Einzug auf das ehemalige Zechengelände - aber nur für kurze Zeit. Die Gebäude verfallen immer mehr, die Zechenwohnhäuser werden 1966 abgerissen. 1983 übernimmt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Zeche Nachtigall in das Westfälische Industriemuseum (WIM). Von der 1714 erstmals urkundlich erwähnten Zeche sind zu diesem Zeitpunkt noch das Maschinenhaus mit einer Dampffördermaschine, ein Betriebsgebäude und der Kesselhausschornstein erhalten.

In den drei erhaltenen Betriebsgebäuden der Zeche kann man sich über die Bergbaugeschichte des Ruhrtals informieren. Thematische Schwerpunkte liegen auf der Entstehung der Kohle, der industriellen Entwicklung des Ruhrtals, dem Kohlenverbrauch, der Ruhrschifffahrt sowie dem Berufsbild des Bergmanns vor etwa 150 Jahren. Eine erhalten gebliebene Verbund-Dampffördermaschine kann heute in Funktion besichtigt werden. Im Rahmen einer Ausstellung zum frühen Bergbau sind auch die Ausgrabungsstätten um den Schacht Hercules zur Besichtigung freigegeben.

Die Landschaft des Muttentals hingegen ist heute wieder natürlich geprägt. Einige Relikte wie Pingen, Stollen, Zechengebäude und Halden, die an die Ursprungszeit des Ruhrbergbaus erinnern, sind durch den Bergbaurundweg Muttental miteinander verbunden. Es findet sich mit der Zeche Nachtigall ein bergbaugeschichtliches Museum im Muttental, und die Museumsbahn im Ruhrtal fährt an der Zeche Nachtigall vorbei, unter anderem zur Henrichshütte nach Hattingen.

Mehr als 30 Sehenwürdigkeiten der Bergbaugeschichte erwarten den Besucher auf einem 9 km langen Bergbaurundweg durch das Muttental. Dazu zählen insbesondere das ehemalige Bethaus mit einer kleinen Ausstellung, ein etwa 130 Meter langer Besucherstollen sowie das Gruben- und Feldbahnmuseum auf der ehemaligen Zeche Theresia.

Quelle: Route Industriekultur