Oberhausen
St. Antony-Hütte
Am 18 Oktober 1758 floss erstmals Roheisen aus dem Hochofen der St. Antony-Hütte. Aus zaghaften Anfängen entwickelte sich von hier aus der Weltkonzern Gutehoffnungshütte. Damit ist die St. Antony-Hütte die Keimzelle der Stahlindustrie im Ruhrgebiet. Auf der Suche nach neuen Einkommensquellen stieß Freiherr Franz von der Wenge, Domkapitular zu Münster, um 1740 auf die Vorkommen an Raseneisenstein in der Gegend um Osterfeld. 1753 erhielt er vom Kölner Erzbischof als Landesherrn die Erlaubnis, ein Hüttenwerk zu errichten.
Von Beginn an erzeugte die St. Antony-Hütte nicht nur Roheisen, sondern auch Fertigprodukte aus Eisenguss. Neben Maschinenteilen und Haushaltswaren wurden Kanonenkugeln und andere Kriegsgüter gegossen. Inzwischen waren in der Umgebung noch zwei weitere Hütten entstanden, die mit der St. Antony-Hütte um Erz, Holzkohle und Absatzmärkte konkurrierten. Daraus ergaben sich Nachteile für alle Beteiligten. Nach einigen Wechseln in den Besitz- und Pachtverhältnissen kam es 1810 zum Zusammenschluß in der "Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel und Huyssen". Damit war die Grundlage für die spätere Gutehoffnungshütte gelegt. Die Firmenleitung übernahm Gottlob Jacobi, seit 1797 Hüttenmeister. 1843 erlosch der Hochofen für immer. Im Jahre 1877 stellte auch die Gießerei den Betrieb ein.
Im Oktober 2010 wurde der "LVR-Industriearchäologische Park" eröffnet. Vier Jahre lang wurden Mauerreste, Fundamente und Anlagenteile der St. Antony-Hütte ausgegraben. Auf dem von einem stählernen Hallendach überspannten Grabungsgelände wird der Besucher jetzt durch die Ursprünge der Eisen- und Stahlindustrie geführt. Eine in verschiedenen Sprachen verfügbare Audioführung erklärt, wann hier welche Gebäude standen und wie aus der kleinen Eisenhütte ein Industriebetrieb wurde, in dem rund 100 Menschen arbeiteten. 3-D-Animationen lassen die alten Hüttengebäude virtuell entstehen.
Die "Wiege der Ruhrindustrie" gehört heute zum Schauplatz Oberhausen des LVR-Industriemuseums. In dem ehemaligen Kontorgebäude und Wohnhaus des Hüttenleiters am Rande des Hüttenteichs wurde im Jahre 2008 das Museum neu eingerichtet. Es erzählt mit einer außergewöhnlichen Ausstellung von den Anfängen der Eisen- und Stahlindustrie, von bedeutenden Innovationen und vom harten Alltag der Menschen.
Quelle: Route Industriekultur