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Streithof

Freundhofweg 5
45479 Mülheim/Ruhr



Geodaten

51°23'40.6"N 6°49'59.1"E


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Mülheim an der Ruhr

 


Streithof

Seinen Alterssitz mit dem programmatischen Namen "Streithof" ließ sich Emil Kirdorf (1847-1938), der damals bekannteste Vertreter des Ruhrbergbaus und Schöpfer des Gelsenberg-Konzerns, in den Jahren 1905 - 07 errichten. Es war einer der ersten Landsitze im Broich-Speldorfer Wald. Nach eigenen Angaben nahm Kirdorf wesentlichen Anteil an dem Entwurf, für den Wilhelm Zaiser, Architekt am Düsseldorfer Kunstgewerbemuseum, verantwortlich zeichnete.

Der Bau ist als "Hofanlage" mit flankierenden Wirtschaftsgebäuden, Innenhof und Herrenhaus konzipiert. Das Haupthaus besteht aus zwei Teilen: einem eingeschossigen "Dielenhaus" und einem zweigeschossigen "biedermeierlichen" Wohnhaus. Bäuerliche Bauform und Biedermeierstil folgen Kulturepochen, die Anfang des 20. Jahrhunderts beliebt sind und mit - wie Kirdorf es ausdrückte - "kerndeutschen" Werten gleichgesetzt werden. Der Bau wird damit zum Vorreiter des "Heimatstils", der unter dem Nationalsozialismus seinen Höhepunkt erreichte.

Kirdorf war ein glühender Nationalist, Bismarckverehrer und Autokrat, der in einer einzigen Lebensspanne die Zeit vor der Reichsgründung mit dem "Dritten Reich" verband, und dessen ideologische Haltung und gesamte Lebensführung exemplarisch die Kontinuität ultrakonservativen Denkens in Deutschland aufzeigt:

Die Bismarckbüste im Garten wurde durch eine demonstrativ vor dem Fenster des Arbeitszimmers platzierte Hitlerbüste ergänzt; beide Sockel sind noch am Originalstandort erhalten. Hitler besuchte den längst zur Legende gewordenen, hochbetagten Hausherrn mehrfach mit großem Aufsehen auf dem Streithof.

Kirdorf war nicht Eigentümer-Unternehmer, sondern Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks AG, die er zum größten Bergbauunternehmen Europas ausbaute. Seine Aktivität als Initiator des "Ruhrkohlensyndikats", das durch ein Quotensystem die Kohlepreise regulierte, belegt seine Stellung als Führer des Ruhrbergbaus. Kirdorfs private Interessen gehörten dem Reitsport und der Kunst. Er verfügte über eine umfangreiche, leider verlorengegangene Kunstsammlung.

Das Anwesen stand nach Kirdorfs Tod zunächst leer, wurde nach Kriegsende geplündert und diente anschließend als Offiziersunterkunft. 1951 richtete das Deutsche Rote Kreuz ein Altenheim ein, von 1973 bis 1999 betrieb das DRK hier eine Fachklinik für Suchtkranke.

Quelle: Route Industriekultur