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Bereitschaftssiedlung der Chemischen Werke Hüls

Bitterfelder Str. / Leverkusener Str. / Wolfener Str. / Oppauer Str. / Uerdinger Str. / Höchster Str. / Leunaer Str. / Hiberniastr.
45772 Marl-Drewer


Geodaten

51°40'22.7"N 7°06'11.9"E


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Bereitschaftssiedlung

Die Chemischen Werke Hüls, 1938 als Tochter der I.G.-Farbenindustrie und der Bergwerksgesellschaft Hibernia im Rahmen der nationalsozialistischen Autarkie- und Rüstungswirtschaft zur Produktion des Synthesekautschuks "Buna" gegründet, gehörten schon mit Produktionsbeginn 1940 zu den größten Chemiewerken des Ruhrgebietes. Zur Inbetriebnahme waren neben angelernten Arbeitern besonders auch Facharbeiter und Angestellte mit Wohnraum zu versorgen. Diese rekrutierten sich von den Führungskräften bis zu den Meistern aus anderen Werken der I.G.-Farben, z.B. aus Ludwigshafen, aus dem sächsischen Schkopau und aus Leverkusen. Bei der Planung der Werkswohnungen spielte die schnelle Verfügbarkeit einer Kernbelegschaft im Falle von Betriebsstörungen eine besondere Rolle. In einer an das CWH-Telefonnetz angeschlossenen Siedlung nahe des Südtors sollten daher nicht nur Direktion und leitende Angestellte, sondern auch Meister und ausgewählte Vorarbeiter wohnen.

Zur Planung der "Bereitschaftssiedlung" griffen die I.G.-Farben auf Erfahrungen aus dem ersten großen Buna-Werk in Schkopau zurück, neben den Haustypen wurden auch Straßennamen übernommen, sie heißen nach I.G.-Farben-Standorten. Der I.G.-Farben-Architekt Clemens Anders entwarf den Siedlungsplan im traditionalistischen Stil der "Stuttgarter Schule". Im Sinne einer "konservativen Moderne" galt diese als Gegenentwurf zum Bauhaus. Der Bauentwurf sah eine strenge Reihung der Häuser vor, die nur an einigen Stellen aus der Fluchtlinie vor- oder zurückspringen. Der erste Plan kannte keinen Wechsel zwischen trauf- und giebelständigen Häusern, bis auf die Einfamilienhäuser an der Uerdinger Straße standen alle Gebäude mit der Traufe zur Straße. Erst im letzten Bauabschnitt drehte Anders einige Häuser um 90 Grad. Die Satteldächer, die Sprossenfenster mit Klappläden und die Eingänge sprachen ebenfalls die Sprache der "Stuttgarter Schule". Der Entwurf löste auch die widersprüchlichen Vorgaben, Vorarbeiter ebenso wie die Direktion in einer Siedlung unterzubringen, sie aber gleichzeitig sorgfältig zu trennen. Die Arbeiterwohnungen mit Größen zwischen 57 und 74m2 lagen am Ostrand, nur im Norden mit der Siedlung verbunden über die Meisterwohnungen um 100 Quadratmeter Größe an Bitterfelder- und Hiberniastraße. Im Westteil wohnten Angestellte; nur die Wohnungsgrößen für leitende Angestellte im südlichen Teil der Siedlung überschritten teils deutlich 150 Quadratmeter.

Mitte 1938 begannen die Bauarbeiten, im Sommer 1939 standen die 183 Wohnungen des ersten Bauabschnitts zur Verfügung. In zwei weiteren Abschnitten wuchs die Siedlung auf über 400 Wohnungen, in denen deutlich mehr Mietparteien wohnten, da man einige Wohnungen zunächst als Ledigenheime nutzte. Trotz zunehmender Engpässe wurde bis Anfang 1943 gebaut. Auch zwei Arbeitersiedlungen der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft der CWH waren 1943 fast fertig, so dass man über etwa 1.200 Wohnungen verfügte. Der Bedarf war damit allerdings nicht annährend gedeckt. Dennoch zeigt der umfangreiche und qualitätvolle Siedlungsbau unter Kriegsbedingungen, welchen Stellenwert der Standort für die Rüstungswirtschaft besaß.

Quelle: Route Industriekultur