Fröndenberg
Kettenschmiedemuseum
Die Produktion von Ketten bestimmte über hundert Jahre die Industriegeschichte der Stadt Fröndenberg. Nachdem man seit 1820 gewalzten Draht herstellen konnte, stieg die Bedeutung geschweißter Ketten. Die eigentliche Ära der Fröndenberger Kettenfabriken begann in den 1880er Jahren. Die frühe Spezialisierung auf die Herstellung schwerer Schiffs- und Ankerketten sollte auch in Fröndenberg zum wirtschaftlichen Erfolg der Kettenindustrie beitragen. Namhafte Fröndenberger Kettenfabriken begannen um 1900 mit der Herstellung von Ketten für die Landwirtschaft, entwickelten sich aber bald zu großen Unternehmen, die auch schwere Ketten produzierten.
In den 1920er Jahren erlebten die Fröndenberger Kettenfabriken wegen der Besetzung des Ruhrgebiets 1923 und der Weltwirtschaftskrise 1929 einen starken wirtschaftlichen Einbruch. Ab Mitte der 1930er Jahre konnten die Kettenfabriken allerdings durch die Aufrüstungs- und Autarkiepolitik der Nationalsozialisten einen erneuten Aufschwung verzeichnen.
Nach 1945 konzentrierten sich die Unternehmen zunächst auf die Herstellung von Handelsketten, zu Beginn der 1950er Jahre bestimmten dann Ketten für den Schiffsbau und die Industrie wieder die Produktpalette. Neben den deutschen Werften und dem Bergbau des Ruhrgebiets entwickelten sich auch Erdölgesellschaften zu wichtigen Handelspartnern. Sie benötigten schwere Ketten zur Verankerung von Bohrinseln im Meer. Auch in Übersee wurden Märkte erschlossen, gewaltige Mengen an Ketten zur Bündelung und Verladung von Zuckerrohr wurden zum Beispiel nach Kuba geliefert.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Kettenindustrie in Fröndenberg infolge des Strukturwandels in der Montanindustrie nahezu weitgehend verschwunden. Um die Geschichte der Kettenherstellung weiterhin lebendig zu halten, hat der Förderverein Kulturzentrum Fröndenberg e.V. 1999 ein Kettenschmiedemuseum eingerichtet. Zum Fundus des Museums gehört eine Vielzahl von Maschinen aus der Fröndenberger Kettenproduktion.Vorführungen am Schmiedefeuer, an elektrischen Handschweißmaschinen und Kettenschweißautomaten ergänzen die Ausstellung. Das Museum ist in einem Backsteingebäude im heutigen Landschaftspark Ruhrufer untergebracht. Das Gebäude diente ursprünglich als Strohlager der ehemaligen Papierfabrik Himmelmann & Co. An die Papierproduktion erinnert ein Trichterstofffänger, der ehemals zum Filtern und Reinigen von Abfallstoffen aus der Papierherstellung diente.
Quelle: Route Industriekultur