Duisburg
Wacholderbrennerei Claus
Im Schatten des Kirchturms von St. Dionysius in Alt-Walsum befindet sich, nahe des Naturschutzgebietes Rheinaue und der Rheinfähre nach Orsoy, die traditions- reiche Wacholderbrennerei Hermann Claus.
Die Korn und Wacholderbrennerei ist schon seit Jahrhunderten eine weit verbreitete Erwerbsquelle am Niederrhein. Der Wacholderstrauch war weit verbreitet und Walsumer "Wacholderwasser" erfreute sich großer Beliebtheit. Bei der Claus´schen Brennerei handelte es sich ursprünglich um eine landwirtschaftliche Kornbranntweinbrennerei, bei der das eigene Korngetreide die Grundlage des Betriebs war. Die Abfallprodukte wie die Schlempe wurden als Viehfutter im eigenen Betrieb verwertet. Mit steigender Nachfrage reichte das eigene Korn für die Produktion nicht mehr aus, so dass große Mengen Getreide, vor allem Roggen und Gerste hinzugekauft werden musste. Mit dem Rückgang der Landwirtschaft und dem steigenden Bedarf im Zuge der Industrialisierung wurde der Betrieb zu einer vollkommen gewerblichen Brennerei ausgebaut. Der seit 1693 in Walsum tätige Küster, Organist und Lehrer Stephan Brinkmann kaufte 1715 das Gelände von der katholischen Kirchengemeinde und errichtete dort eine Kate. Nach mehreren Besitzerwechseln fiel der Hof mit der zugehörigen Branntweinbrennerei 1799 an die Familie Bienen. Mit der Heirat von Helena Bienen und Hermann Claus aus Eppinghoven 1813, gelangten Hof und Brennerei in den Besitz der Familie Claus, die jetzt in der fünften Generation die Brennerei fortführt. Nach einem verheerenden Brand, der im Jahr 1890 Wohnhaus und Brennerei zerstörte, wurde die Anlage rasch wieder aufgebaut. Die heute noch erhaltene Brennereieinrichtung stammt aus dem Jahre 1951. Vor ca. 40 Jahren wurde die Kornbrennerei aufgegeben und auch die Wacholderbrennerei wurde 1994 eingestellt, da Reparaturen an der Anlage notwendig waren, sie aber zu klein war, um rentabel arbeiten zu können. Heute werden die Rohstoffe zugekauft und vom Besitzer Theodor Claus zum beliebten Wacholder weiterverarbeitet.
Alljährlich zur Wacholderkirmes, dem Schützenfest des BSV 1856 Walsum, am ersten Wochenende im Juli, öffnet die vollständig erhaltene Brennerei für vier Tage ihre Türen und kann besichtigt werden. Ein Ausschank ist eingerichtet und bei Wacholderwasser und rheinischem Frohsinn ist gute Stimmung garantiert. Die zugehörige alte Dorfgaststätte hat montags, mittwochs und samstags von 18.30 bis 22.00 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10.00 bis 13.00 Uhr geöffnet.
Quelle: Route Industriekultur