Bochum
Glückauf-Siedlung
Wie nahezu alle Zechengesellschaften des Ruhrgebiets errichtete auch die 1850 in Betrieb gegangene Zeche Carolinenglück Wohnungen, um Arbeitskräfte unterzubringen und an den Betrieb zu binden. 1895 standen für die knapp 700 Belegschaftsmitglieder 90 Wohnungen bereit, was in etwa dem regionalen Durchschnitt entsprach. Als der Bochumer Verein 1900 die Zeche übernahm und eine rasante Erweiterung des Betriebs in Gang setzte, verdoppelte sich innerhalb weniger Jahre die Anzahl der angelegten Bergleute. Da der private Wohnungsmarkt in der Umgebung die wachsende Nachfrage nicht einmal annähernd decken konnte, war das Unternehmen gefordert.
Der Bochumer Verein erwarb daher umgehend mehrere benachbarte Bauerhöfe und baute ab 1906 zwischen den Schächten Carolinenglück 1 und 2 an beiden Seiten der Glückaufstraße eine Siedlung mit 67 Häusern. Auf halber Höhe erweitert sich die Straße zu einem kleinen Platz mit zwei zweieinhalbgeschossigen Doppelhäusern an jeder Seite. Nur hier werden die ansonsten geschlossenen und anderthalbgeschossigen Hausreihen durchbrochen.Im Unterschied zu den monoton gereihten frühen Werkssiedlungen des 19. Jahrhunderts zeichnet sich die kleine axial angeordnete Siedlung an der Glückaufstraße durch neue gestalterische Formen aus. Nach englischen Vorbildern sind die Doppelhäuser mit unterschiedlichen Dachvarianten, Hauseingangssituationen, Mansardenfenstern und Fassadenformen individuell gestaltet. Die Wohnungen sind über separate Eingänge erreichbar, im Erd- und im Obergeschoß befinden sich jeweils zwei Wohnräume. Unterschiedliche Abstände der Häuser zur Straße unterstreichen das Bild einer bewusst aufgelockerten Bauweise. Jedes Haus verfügt außerdem über einen Stallanbau und einen Garten für den Gemüse- und Obstanbau. Die Vorgärten und der beidseitige Baumbestand an der Straße verleihen der Siedlung einen gartenstädtischen Charakter.
Quelle: Route Industriekultur